Kapstadt, oh du wunderschöne Stadt am Kap
Schon nach 2 Tagen in Kapstadt wusste ich: Ich liebe diese Stadt!
Und 12 Tage würden viel zu kurz sein, um meine neu entflammte Liebe richtig auszuleben. Die Zeit in Südafrika war allerdings schon komplett verplant, deshalb war eine Verlängerung keine Option. Leider. Also standen 2 Dinge relativ zeitnah fest: Ich mache das Beste aus der kurzen Zeit, die wir hier haben. Und ich komme wieder. (Patrick übrigens auch.)
Kapstadt – als Tourist
Weil unser airbnb-Gastgeber Teddy irgendwie schlecht drauf war, wollten wir ihn nicht fragen, was wir denn in Kapstadt unbedingt gesehen haben müssen. Wir entschieden uns stattdessen, in den City Sightseeing Bus zu steigen und uns durch die komplette Stadt inkl. angrenzender Weingebiete kutschieren zu lassen.
Das 2-Tages-Ticket für den Bus, bei dem du auch diverse Dinge wie eine Night-Tour, eine Walking-Tour durch die Innenstadt und die Wein-Tour kostenlos bekommst, ist mit 270 Rand pro Person vergleichsweise günstig. Ein weiterer Vorteil beim 2-Tages-Ticket ist, dass du die beiden Hauptlinien der Tour, die rote und die blaue Route, so oft fahren kannst, wie du willst. Du kannst dir also auf der Route alle anderen Fortbewegungsmittel sparen.
Zu Fuß durch die Innenstadt
Am 1. Tag stiegen wir in Sea Point in den roten Doppeldeckerbus ein, kauften unsere Tickets beim Fahrer und fuhren zunächst zur Long Street. Von hier aus wird 2 Mal täglich eine Walking Tour angeboten – entweder morgens durch die historische Innenstadt oder nachmittags durch Bo-Kaap. Wir schafften es noch, uns der Gruppe für die Innenstadt anzuschließen, und ließen uns in etwas mehr als einer Stunde diverse Plätze zeigen und hörten die Geschichte dahinter.
Es gibt zwar auch kostenlose Touren durch die Innenstadt, aber für uns war die Tour ja sowieso im Ticketpreis enthalten, also nutzten wir die Gelegenheit. Unser Guide führte uns zunächst zu den Bänken vor dem obersten Gerichtshof. Hier stehen 2 Bänke, eine für Weiße und eine für Nicht-Weiße – als Symbol für die Zeit, in der das Apartheidsregime herrschte. Der Guide selbst war zu jung, um sich wirklich an die Zeit erinnern zu können, aber es war auch ein älteres südafrikanisches Ehepaar in unserer Gruppe, das die Zeit bewusst erlebt hatte.
Die Frau erzählte von einem ihrer Erlebnisse: Sie war als Kind mit ihrer Mutter in der Post und es gab hier, wie eigentlich überall, 2 getrennte Warteschlangen – eine für Weiße und eine für Nicht-Weiße. Die Nicht-Weißen wurden während der gesamten Wartezeit der Frau nicht bedient, und als sie an der Reihe war sagte die Mutter, der Herr hinter’m Tresen solle doch erst mal die Nicht-Weißen bedienen. Die Antwort war nur „Die können warten!“. Zu den Nicht-Weißen zählten übrigens Schwarze, Farbige und Asiaten genauso wie Inder – eben alle, die nicht richtig weiß waren. Und so ziemlich alles wurde nach Weiß und Nicht-Weiß getrennt: Warteschlangen, Strände, Toiletten, Schulen usw. usf. Es war reine Willkür, und es ist für mich schlicht und ergreifend unvorstellbar, wie das Leben damals gewesen sein muss.
Seit Nelson Mandela 1994 der erste schwarze Präsident Südafrikas wurde, ist mit der Rassentrennung Schluss – sollte man meinen. Die Realität sieht aber leider anders aus. Noch immer werden Weiße bevorzugt behandelt. Es gibt Stadtviertel, in denen nur Weiße leben, und Townships, in denen nur Nicht-Weiße leben. Ich habe in den 6 Wochen in Südafrika keine einzige nicht-weiße Führungskraft gesehen – dafür aber hauptsächlich nicht-weiße Angestellte. Mir sind ausschließlich nicht-weiße Obdachlose begegnet.
Obdachlose begegneten uns auch in den Company Gardens, dem nächsten Stopp auf der Walking Tour. Hier zeigte uns der Guide den ältesten Bewohner Südafrikas – einen Baum, wie spannend! Wir sahen außerdem die Slave Lodge, in der früher die Sklaven lebten, bevor sie versteigert wurden und die heute als Museum dient. Wir sahen diverse Märkte und das Rathaus, auf dessen Balkon Mandela seine allererste Rede gehalten hatte. Insgesamt war die Walking Tour sehr interessant und ich kann jedem nur empfehlen, mit einem Guide mal zu Fuß die Stadt zu erkunden. Anbieter gibt es genug.
Der Tafelberg
Als nächstes stand der Besuch des Tafelbergs auf dem Programm. Der Tafelberg ist in Kapstadt allgegenwärtig – egal, in welche Straße du guckst, du wirst irgendwas von diesem Giganten, der zu den 7 Naturwundern der Erde gehört, sehen können. Außerdem ist er Kapstadts Wahrzeichen, also sollte sich jeder Besucher die Chance nicht nehmen lassen, den Berg zu besteigen und die wunderschöne Stadt von oben zu begutachten. Wir ließen uns allerdings die Chance nicht nehmen, mit der Seilbahn auf den Berg zu fahren – ich bin ja generell kein Freund vom Wandern und das Wetter war viel zu gut, um den Tag mit einem schweißtreibenden Aufstieg auf den Tafelberg zu verbringen.
A propos Wetter: Wir hatten wirklich totales Glück mit eben diesem. Wir hatten an beiden Sightseeing-Tagen nur Sonnenschein und auch sonst keinen einzigen Regentag in den 12 Tagen, die wir in Kapstadt waren. Der Wind hat ab und zu heftig gefegt, aber es war trotzdem warm. Für das Wetter gibt es allerdings leider nie eine Garantie – das kann schneller umschlagen, als du gucken kannst. Von daher lohnt es sich nur bedingt, Aktivitäten vom Wetterbericht abhängig zu machen.
Wie dem auch sei. Wir kauften die Tickets für die Seilbahn schon im Sightseeing Bus und konnten so die ganzen Warteschlangen am Eingang zur Seilbahn umgehen. Auch hier war wieder das allgegenwärtige Phänomen zu beobachten, dass Menschen immer stehenbleiben, sobald sie drin sind. Wo drin, ist dabei total egal – Bus, Straßenbahn, Wartebereich der Seilbahn. Es gibt Unmengen von Platz, aber alle stehen dicht an dicht direkt am Eingang. Das ist eins der Dinge, die ich nie verstehen werde. Aber ich schweife ab.
Wir fuhren also mit der Seilbahn auf den Tafelberg und schon während der Fahrt ist der Blick auf die Stadt einfach nur der Wahnsinn – klare Sicht vorausgesetzt. Das Meer, die kleinen Häuser, das nagelneue Stadion, der Hafen, Signal Hill und Lion’s Head – alles auf einmal sichtbar. Oben angekommen wird der Ausblick noch atemberaubender – du kannst wirklich die komplette Stadt überblicken und von hier oben auch die weißen Strände von Clifton und Camps Bay sehen.
Zum höchsten Punkt des Tafelbergs kommst du in ca. 30 Minuten zu Fuß. Den Ausblick wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Leider haben wir uns da oben verlaufen – wie auch immer wir das geschafft haben – und haben irgendwann aufgegeben, Maclear’s Beacon noch zu finden. Dafür haben wir auf dem Rückweg aber allerhand schöne Pflanzen und süße Tiere gefunden und uns den Wind um die Nase wehen lassen – der da oben übrigens immer ganz schön pfeift.
Leider mussten wir auch den Weg nach unten mit der Seilbahn absolvieren. Leider deshalb, weil es seit dem 1. November 2014 auch die Möglichkeit gibt, an einer insgesamt 2,3 km langen Zipline wieder nach unten zu kommen. Einer der Gründe, noch mal nach Kapstadt zu kommen!
Nach unserem Besuch auf dem Tafelberg stiegen wir wieder in den Sightseeing Bus und fuhren durch die wunderschöne Landschaft, am Lion’s Head und an Camps Bay vorbei wieder nach Sea Point.
Sonnenuntergang auf dem Signal Hill
Nachdem wir 2 Tage lang mit diversen Sightseeing Bussen durch Kapstadt und die angrenzenden Gebiete gefahren waren, stand zum Abschluss des Sightseeing-Programms der Sonnenuntergang auf dem Signal Hill an. Wir fuhren mit dem roten Doppeldeckerbus hoch auf den Berg und suchten uns ein gemütliches Plätzchen – zwischen den Hunderten von Menschen, die die gleiche Idee hatten.
Es gibt mit Sicherheit romantischere Plätze für einen Sonnenuntergang, aber für mich war der Abend auf dem Signal Hill trotzdem etwas Besonderes. Hier traf ich eine Frau, die mich zum Nachdenken brachte. Und der Sonnenuntergang war jetzt auch nicht der Schlechteste.
Kapstadt – als Bewohner
Nachdem wir unser Sightseeing-Programm absolviert hatten fingen wir an, uns nicht mehr wie Touristen, sondern wie ganz normale Menschen zu benehmen. Teddy saß den ganzen Tag in seinem Zimmer rum, den konnten wir uns also nicht als Vorbild nehmen. Aber vielleicht war er auch kein ganz normaler Mensch.
Meiner Meinung nach ist Kapstadt jedenfalls viel zu toll, um den ganzen Tag in der Bude zu hocken. Wir verbrachten zwar die meisten Vormittage mit Arbeiten, so wie ganz normale Menschen das eben tun, aber irgendwann trieb es uns doch immer wieder nach draußen.
Die V&A Waterfront
Die V&A Waterfront ist ein großes Einkaufszentrum am Hafen und ist mit dem Bus nur 15 Minuten von Sea Point entfernt, weshalb wir mehr als ein Mal da hinfuhren. Neben diversen Klamottenläden gibt es auch eine Reihe von Restaurants und Cafés, in denen du es dir bei einem Stück Kuchen in der Sonne gemütlich machen kannst – ab Oktober sogar neben einem gigantischen Weihnachtsbaum.
Am besten finde ich aber die Bühne, die vor den Türen des Einkaufszentrums steht. Hier finden im Sommer fast jeden Abend kleine kostenlose Konzerte statt, bei denen du gleichzeitig den Blick auf den Hafen und den Tafelberg genießen kannst. Es riecht nach Meer und die Leute sind einfach gut gelaunt – daran hätte ich mich gewöhnen können.
Die V&A Waterfront hat außerdem 2 Kinos. Besonders empfehlen kann ich das NuMetro am Mittwoch, denn dann ist hier Kinotag und du kannst dir für sage und schreibe 37 Rand einen Film angucken. Das Kino ist das bequemste, in dem ich je war. Nur das Angebot an Popcorn könnte überarbeitet werden. Hier gibt es nämlich kein süßes Popcorn, sondern nur salziges, auf das du zusätzlich noch diverse Pülverchen schütten kannst, die so seltsame Geschmacksrichtungen wie Salt & Vinegar oder Butter Salt haben. Auf Popcorn finde ich das nicht besonders lecker.
Die Long Street
Klar, auf der Long Street tummeln sich die Touristen. Das ist bei der großen Anzahl an Hostels dort ja auch kein Wunder. Aber genauso tummeln sich auf der Long Street die Einheimischen, die ihre Abende in den zahlreichen Restaurants, Bars und Clubs verbringen.
Wie wir es von zu Hause gewohnt sind, stürzten wir uns also an einem Freitagabend auch ins Getümmel. Wir starteten in einem Restaurant, dessen Namen ich vergessen habe, in dem es aber angeblich die beste Pizza in Kapstadt gibt – das sagt vermutlich jedes Restaurant in dieser Stadt. Da wir aber schon bei Teddy gekocht und ihm damit ein Mal mehr die Laune vermiest hatten, konzentrierten wir uns lieber auf’s Trinken.
Nach einem Bier zogen wir weiter ins Café Mojito, in dem ich die Shooters sehr empfehlen kann. Während der Happy Hour von 18:00 bis 19:00 bekommst du außerdem 5 Bier zum Preis von 4 – das ließen wir uns natürlich nicht 2 Mal sagen. Auch die Sandwiches hier sind zu empfehlen – nach den ersten Bieren merkte ich dann doch, dass ein bisschen Nahrung für den restlichen Abend nicht schaden konnte.
Vom Mojito zogen wir nach einiger Zeit weiter in den Waiting Room. Vor 02:00 Uhr brauchst du hier nicht mit vielen Leuten rechnen, aber freitags ist in dem Club eine coole Hip Hop Party und auf der riesigen Terrasse im 2. Stock lässt es sich aushalten. Außerdem ist das Bier spottbillig – je früher der Abend, desto billiger. Wir wissen bis heute nicht warum, aber die erste 4 Bier, die wir dort getrunken haben, kosteten nur 11 Rand pro Stück.
Da wir wussten, dass wir vermutlich so schnell nicht noch mal in den Genuss einer Partynacht in Kapstadt kommen würden, machten wir noch einen Abstecher ins Fiction. Der Club ist schräg gegenüber vom Waiting Room und spielt freitags eher House und Electro. Die Atmosphäre war auch hier sehr entspannt und wir hatten einen riesen Spaß, bevor wir zum Abschluss der Nacht noch mal zurück in den Waiting Room gingen.
Natürlich waren wir auch diverse Male bei Tag auf der Long Street unterwegs. Hier gibt es neben den ganzen Bars und Clubs auch nette kleine Cafés und diverse Klamottenläden, die jedes Surferherz höher schlagen lassen.
Außerdem sind es von der Long Street aus nur ein paar Meter bis zum Stadtteil Bo-Kaap. Auch hier kannst du eine Walking-Tour machen, aber du kannst das Viertel genauso gut alleine erkunden. Bo-Kaap ist bekannt für seine wunderschönen bunten Häuser und Kapstadts erste Moschee. Die meisten der Einwohner Bo-Kaaps sind Muslime und eigentlich ist das Viertel ein Township – aber so gar nicht zu vergleichen mit den Townships, die wir sonst in Südafrika gesehen haben.
Die Strände
Weil wir so unglaubliches Glück mit dem Wetter hatten, ließen wir es uns natürlich auch nicht nehmen, wenigstens 1 Mal einen der Strände an der Atlantikküste zu testen.
Wir fuhren mit dem Bus nach Clifton und entschieden uns spontan für die Nummer 2 – in Clifton sind die Strände von 1 bis 4 durchnummeriert. Eigentlich sind die Strände nicht besonders voll, aber an Sonntagen ist es scheinbar egal, an welchen Strand du gehst – du brauchst immer ein wenig Glück, um einen freien Platz zu finden. Die Strände von Clifton sind wunderschön. Weißer Sand, blaues Meer, keinerlei Müll, der an den Strand gespült wird. Und ich hatte das Gefühl, es gibt am Strand auch nur schöne Menschen.
Vielleicht sind die Strände aber auch so voll, weil fast kein Mensch im Wasser ist. Bei den Temperaturen ist das auch kein Wunder. Der Atlantik ist in Kapstadt arschkalt – da frieren dir nach ein paar Minuten die Beine komplett ein. Im Sommer ist das Wasser übrigens sogar noch kälter als im Winter, weil die Strömung das wärmere Wasser auf’s Meer raus spült.
Kapstadt – von oben
Klar, wir hatten Kapstadt schon vom Tafelberg aus von oben gesehen. Aber das hat uns nicht gereicht – wir wollten mehr von dem wunderschönen Bild sehen, auf dem das Meer, der Strand, die Großstadt und die unberührte Natur rund um den Tafelberg vereint sind.
Also schnallten wir uns einen Paragliding-Schirm (und einen Menschen, der Paragliding beherrscht) an und hoben ab. Das war mein erster Paragliding-Flug und es war absolut fantastisch. Viel entspannter als Fallschirmspringen – schließlich musst du beim Paragliding nicht aus einem Flugzeug springen, sondern nur loslaufen und so lange rennen, bis du keinen Boden mehr unter den Füßen hast. Paragliding ist auch viel bequemer – du kannst dich richtig in das Geschirr setzen und hängst nicht wie beim Fallschirmsprung „in den Seilen“, die dir im Zweifel noch die Blutzufuhr zu den Beinen abschnüren.
Leider war der Flug schon nach 7 Minuten vorbei, obwohl der Anbieter, bei dem wir den Flug gebucht hatten, von 20 Minuten Flugzeit sprach. Aber so ist das eben, wenn es so viele Buchungen am Tag gibt, dass die Tandem-Master sich keine Zeit nehmen können. Für die 7 Minuten war das Ganze mit 950 Rand pro Person ganz schön teuer – natürlich nicht so teuer wie Fallschirmspringen, aber ein bisschen fehlt da eben auch der Adrenalinkick.
Und kaum waren wir in Kapstadt angekommen, mussten wir nach 12 Tagen leider auch schon wieder abreisen. Aber wir kommen wieder, das steht fest.
Auf Wiedersehen Kapstadt, du wunderschöne Stadt am Kap!