Sightseeing mal anders – einen Tag mit dem Tuk Tuk durch Sri Lankas Westen
Ajith ist Sri Lanker. Nach dem Tod seines Vaters ist er der Mann im Haus und muss sich um seine Mutter und seinen kleinen Bruder kümmern.
Um Geld für die Familie zu verdienen, bietet er im Westen von Sri Lanka Touren mit seinem lila Tuk Tuk an. Er kennt in und um Hikkaduwa eine Menge Leute und sagt über sich selbst, dass er seinen Kunden einen ganz besonderen Tag ermöglichen möchte – mit Dingen, die du auf einer Standard-Tour nicht siehst.
Wir fanden Ajith über TripAdvisor. Nach den guten Bewertungen, die er dort hat, schrieben wir ihm eine E-Mail und fragten, ob er uns einen Tag lang „sein“ Sri Lanka zeigen würde. Wir hatten nicht wirklich Wünsche, was das Programm betraf. Wir wollten gerne eine Bootstour durch die Mangroven machen, aber die weitere Planung wollten wir ihm überlassen.
Wir verabredeten uns für einen Sonntag um 8:30 Uhr. Als wir am vereinbarten Treffpunkt ankamen, wartete Ajith schon in seinem lila Tuk Tuk auf uns. Er machte von Anfang an einen sehr freundlichen Eindruck und war total begeistert von uns (vermutlich ist er aber einfach von allen seinen Kunden sehr begeistert).
Wir fuhren los auf der Galle Road Richtung Norden – der erste Stopp war die Bootstour. Auf dem Weg kamen wir am großen Sandsteinbuddha und dem Tsunami Monument vorbei. Beim Buddha, der eine Spende der Japaner für die Tsunami-Opfer war, hielten wir kurz an und Ajith betete – er betete grundsätzlich jeden Buddha an, dem er begegnete. Das wurde mit der Zeit etwas anstrengend, weil er auch einen kleinen Buddha im Tuk Tuk hängen hat…
Bootstour auf dem Madu River
Wir fuhren weiter nach Balapitiya und stiegen dort ins Boot um. Ajith kannte natürlich den Betreiber der Bootstouren auf dem Madu River. Er stellte uns einen Kapitän vor, der uns anhand einer Karte kurz erklärte, wo wir mit dem Boot überall hin fahren würden: Stopps waren die Cinnamon Island, die Cobra Island und der Koth Duwa Tempel auf einer der 62 Inseln im Madu River. Außerdem würden wir durch Mangroven fahren – der Madu River ist neben dem Bentota River der letzte in Sri Lanka, in dem es Mangrovenwälder gibt.
Ein winziges Äffchen!
Als erstes hielten wir aber mitten auf dem Fluss an, um Besuch von einem Jungen mit einem winzigen Äffchen zu bekommen. Ehe wir uns versahen, hatten wir den Affen auch schon auf dem Schoß sitzen – und durften danach natürlich dafür bezahlen. Klar, der Affe war extrem süß, aber wir hatten schließlich nicht darum gebeten, ihn anzufassen. Entsprechend genervt war ich, dass wir gleich am Anfang der Tour für etwas bezahlen mussten, wonach wir gar nicht gefragt hatten.
Fish Spa an der Cinnamon Island
Danach fuhren wir weiter zur Cinnamon Island. Bevor wir die Insel erkundeten, gönnten wir uns aber für 200 Rupees (ca. 1,25 €) ein Fish Spa. Vor der Insel gibt es diverse Becken mit unzähligen Fischen, die dir die ganze Haut von den Füßen knabbern. Das war zunächst unangenehm, wurde nach kurzer Zeit aber sehr entspannend. Wir saßen bestimmt eine halbe Stunde an dem Becken und holten uns dabei einen schönen Sonnenbrand.
Während wir da so saßen, kam plötzlich der Besitzer der Fischbecken mit einem winzigen Krokodil an, das er mir in die Hand drücken wollte. Ich vergewisserte mich, dass ich dafür nicht wieder extra zahlen musste und nahm es mit etwas Widerwillen in die Hand. Die Haut von Krokodilen fühlt sich ja irgendwie total verrückt an – ganz anders, als sie aussieht.
Cinnamon Island
Mit neuen Füßen gingen wir schließlich auf die Cinnamon Island. Ich liebe Zimt! Aber ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wo der eigentlich herkommt. Auf der Insel wurde uns dann gezeigt, wie Zimt hergestellt wird – nämlich, indem die Rinde der Zimtbäume, die zu unzähligen auf der kleinen Insel stehen, dünn abgeschabt und anschließend getrocknet wird. Wieder was gelernt!
So werden Zimtstangen und Zimtpulver hergestellt, von dem wir natürlich eine Tüte mitgenommen haben. Die war mit 300 Rupees (ca. 1,87 €) nicht ganz billig, aber dafür war das auch der leckerste Zimt, den ich je gegessen habe! Die Ceylon Zimtbäume sind übrigens die „echten“ Bäume, die den besten Zimt produzieren. Auf der Insel wird außerdem auch Zimtöl hergestellt, das super gegen Mücken sein soll.
Durch Mangroven, vorbei an Cobra Island und dem Koth Duwa Tempel
Nachdem wir den Zimt gekauft und Ajith dadurch vermutlich Provision verschafft hatten, fuhren wir weiter durch diverse Mangrovenwälder, in denen wir einige Warane begutachten konnten. Die Tiere sind teilweise echt riesig! An einen wollte der Bootsführer ganz nah ran fahren, aber davon konnte ich ihn abhalten – mein Respekt vor dem unbekannten Getier war dann doch zu groß.
Wir fuhren an Cobra Island vorbei, auf der angeblich Tausende von Kobras wohnen. Die Schlangen werden dort von den Sri Lankern hingebracht, wenn sie irgendwo im Wald gefunden werden – und da die Schlangen nicht schwimmen können, sind sie dann auf der Insel gefangen. Wie wahr diese Geschichte ist, weiß ich nicht, aber sie klingt zumindest gut.
Auch am Koth Duwa Tempel fuhren wir nur vorbei, weil Ajith uns später noch einen anderen Buddhisten-Tempel zeigen wollte, der viel besser sein sollte. Der Koth Duwa ist angeblich hauptsächlich für Touristen da, die dann beim Besuch des Tempels natürlich auch wieder zur Kasse gebeten werden.
Die Bootstour dauerte etwas mehr als eine Stunde und war wirklich ein tolles Erlebnis. Mit 2.000 Rupees (ca. 12,49 €) pro Person allerdings auch nicht ganz billig, wenn ich das mit den Kosten vergleiche, die wir sonst so in Sri Lanka hatten.
Mittagessen mit Ajiths Familie
Von Balapitiya fuhren wir anschließend zurück nach Hikkaduwa. Ajith wohnt hier mit seiner Familie in einem kleinen Haus, in das er uns nun einlud. Seine Mutter wartete schon mit Bananen, super leckeren Ingwerkeksen und Tee auf uns. Sie freute sich unglaublich, Gäste in ihrem Haus bzw. Garten bewirten zu können – und ließ uns nicht eher gehen, bis wir alle Bananen und Kekse aufgegessen hatten.
Bevor wir uns auf den Weg zum nächsten Stopp der Tour machten, wollte Ajiths Mutter unbedingt noch Fotos mit uns machen und freute sich zum Abschied noch mal riesig über unseren Besuch – ihre Freude brachte sie zum Ausdruck, indem sie uns wie kleinen Kindern in die Backe kniff.
Besuch der Teefabrik
Anschließend ging es mit dem Tuk Tuk weiter zur Teefabrik. Dafür fuhren wir eine ganze Weile ins Landesinnere, während es anfing zu regnen. Der Regen war aber zum Glück wieder vorbei, als wir durch die Teeplantagen zur Fabrik fuhren.
Auch den Chef der Teefabrik kannte Ajith natürlich. Er zeigte uns, wie dort der Tee hergestellt wird und erklärte uns ganz genau die einzelnen Stufen der Trocknung. Er sprach eigentlich ziemlich gut Englisch, aber wir verstanden trotzdem nur die Hälfte.
Nach einer Führung durch die Fabrik nahm der Chef uns mit in sein Büro und bot uns an, einen der Tees zu probieren. Und natürlich, den Tee auch zu kaufen. Es fiel mir etwas schwer, das Angebot abzulehnen, aber der Tee war einfach viel zu teuer und wir hätten damit sowieso nicht wirklich was anfangen können. Der Mann nahm meine Entschuldigung mit einem Lächeln entgegen, wollte mir aber vermutlich eigentlich lieber ins Gesicht springen, weil wir kein Geld da ließen.
Eine lebensgefährliche Fahrt
Nachdem wir die Teefabrik verlassen hatten, fuhren wir wieder eine ganze Weile durch schöne Landschaften, Reisfelder und vorbei an einer ganzen Reihe Wasserbüffeln, die friedlich im nassen Gras standen. Unser Ziel war ein Tempel im Regenwald, den Ajith selbst erst kurz zuvor entdeckt hatte. Hier wohnen nur 8 Mönche, einer davon ist Österreicher. Ajith konnte uns nicht versprechen, dass wir ihn treffen würden, aber er wollte natürlich alles versuchen, damit wir uns mit dem Österreicher unterhalten konnten.
Vorher galt es aber, die Fahrt in den Regenwald zu überleben. Es fing wieder an zu regnen – und diesmal blieb es nicht bei einfachem Regen. Direkt über uns ergoss sich plötzlich das schlimmste Gewitter, das ich je erlebt habe. Es schüttete wie aus Eimern und blitzte und donnerte gleichzeitig. Der Donner war ein richtiges Krachen und so laut, dass ich jedes Mal zu Tode erschrak. Ajith fuhr mit seinem Tuk Tuk durch knietiefe Pfützen, dass das Wasser nur so spritzte.
Niemand sagte mehr ein Wort. Das einzige, was Ajith hervorbrachte war, dass wir unsere Handys aus machen sollten, weil das sicherer sei bei Gewitter. Er fuhr aber scheinbar unbekümmert in rasantem Tempo weiter und ich dachte mir nur, er wird schon wissen, was er tut. Alle andere Verkehrsteilnehmer hatten sich irgendwo untergestellt, aber Ajith raste weiter, ohne wirklich was sehen zu können. Hinterher erzählte er uns, dass er noch nie bei so einem Gewitter gefahren sei – und dass er die ganze Fahrt lang gebetet hatte, uns möge nichts passieren. Gut, dass er uns das nicht während der Fahrt erzählt hat.
Der Tempel im Regenwald
Als wir im Regenwald ankamen, war der Regen zum Glück vorbei. Wir mussten noch ein Stück zu Fuß gehen, bevor wir einen weiteren Freund von Ajith trafen, der uns zu den Mönchen und zum Tempel bringen wollte.
Ajith sprach zwar die ganze Zeit von einem Tempel im Regenwald, tatsächlich ist dort aber gar kein Tempel, sondern eine Einsiedelei. Die Mönche wohnen dort nämlich nicht alle zusammen in einem großen Gebäude, sondern jeweils alleine in einem kleinen Haus, in dem, soweit ich das sehen konnte, nur ein Schlafzimmer vorhanden ist.
Wir gingen erst zu einem Mönch, mit dem Ajiths Freund sich kurz unterhielt. Ajith sagte, zumindest habe ich das so verstanden, dass er den Mönch fragte, ob wir den Tempel besichtigen dürften. Ich habe keine Ahnung, worüber die beiden tatsächlich gesprochen haben, denn einen Tempel gab es dort ja de facto gar nicht. Entsprechend kurz war unser Aufenthalt bei dem ersten Mönch und wir gingen denselben Weg zurück, den wir gekommen waren.
Ajith wollte anschließend versuchen, ein Gespräch mit dem österreichischen Mönch zu arrangieren. Also gingen wir als nächstes zu seinem Häuschen, das ein gutes Stück vom ersten Mönch entfernt war. Es dauerte einen Moment, bis der Österreicher die Tür öffnete. Und er schien nicht sehr begeistert davon zu sein, dass Ajiths Freund da drei Unbekannte anschleppte.
Wir sagten hallo und ich wollte dem Mönch die Hand geben – er erklärte mir allerdings, dass Mönche keine Frauen anfassen dürfen. Wieder was gelernt. Die Situation war etwas peinlich, aber schnell vergessen, als er uns einlud, auf der Terrasse Platz zu nehmen und ein bisschen zu plaudern. Tatsächlich plauderte fast nur er, aber die Geschichte, die er zu erzählen hatte, war absolut faszinierend. Patrick und ich saßen über eine Stunde stumm da und hörten einfach nur zu. Seine Geschichte erzähle ich hier.
Zum Abschluss ein Rotty
Nachdem Ajith es geschafft hatte, den Mönch und uns zu trennen, fuhren wir zurück nach Hikkaduwa. Es war inzwischen dunkel und wir hatten unglaublichen Hunger. Wir fragten Ajith, ob er uns zu unserem Lieblings-Rottyshop, dem No Name Restaurant, fahren könnte, damit wir uns was zu Essen mit nach Hause nehmen konnten.
Ajith fuhr uns anschließend nach Hause und ich bezahlte ihn zum Abschied für den Tag. Wir hatten im Vorfeld vereinbart, dass wir 35 US$ zahlen. Als ich ihm dann 5.000 Rupees (ca. 38 US$ bzw. 31,22 €) in die Hand drückte, freute er sich wie ein kleines Kind und bedankte sich gleich mehrfach. Er verabschiedete sich und schrieb uns im Nachhinein noch einen Haufen E-Mails, in denen er sich erneut bedankte und sagte, wie viel ihm und seiner Familie unser Geld bedeutet und dass sie alle uns lieben. Nun ja, man kann darüber streiten, wie sinnvoll solche E-Mails sind – ich fand es ab einem gewissen Punkt etwas eigenartig.
Grundsätzlich war der Tag mit Ajith in seinem lila Tuk Tuk aber super interessant und wir sind froh, dass er uns ein bisschen was von seiner Heimat gezeigt hat.