Über kackende Vögel, Karma und den Sinn des Lebens

South Africa Cape Town Gardens Tree

Manchmal sind es für mich alte Kamellen, die anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Zum Beispiel die Geschichte, dass es Glück bringt, wenn du von einem Vogel angekackt wirst. Ich wurde in meinem Leben bisher nur ein Mal von einem Vogel angekackt. Ob ich danach mehr Glück hatte als sonst, weiß ich nicht mehr – und eigentlich spielt es ja auch gar keine so große Rolle, solange ich in dem Moment daran geglaubt habe und das Positive statt des Negativen in der Sache gesehen habe. Abgesehen davon ist die Definition von Glück ja auch ziemlich subjektiv.

Ich bin ja grundsätzlich ein optimistischer Mensch – ich versuche, in allem etwas Positives zu sehen und bin mir sicher, dass alles, was uns im Leben passiert, einen Sinn hat. Der ergibt sich zwar nicht immer direkt, aber irgendwann klärt sich dann doch immer alles auf.

South Africa Nieu-Bethesda sunset

Das Jahr 2013 war für mich die schlimmste Zeit, die ich bisher in meinem Leben bewusst erlebt habe. Natürlich hatte ich da sehr viele Momente, in denen ich die Welt nicht mehr verstanden habe und einfach nicht nachvollziehen konnte, warum ausgerechnet mir das alles passiert. Aber ich habe zumindest versucht, mir zu versichern, dass auch in dieser Zeit die Dinge ihren Sinn haben und sich irgendwann alles wieder zum Guten wenden wird. Und mittlerweile bin ich in Südafrika, dem 2. Land meiner Weltreise mit offenem Ende. Ich bin nicht zu dieser Reise aufgebrochen, weil ich von meinem alten Leben davonlaufen wollte – das hatte sich Ende 2013 wieder zum Guten gewendet. Ich bin zu dieser Reise aufgebrochen, um mein Leben und die guten Dinge, die es bereithält, in vollen Zügen zu genießen. Und aktuell sitze ich in einer der schönsten Städte, die ich bisher gesehen habe: Kapstadt.

South Africa Cape Town

Gestern Abend habe ich mir vom Signal Hill aus den Sonnenuntergang angeguckt. Und das ist auch der Grund, warum ich überhaupt auf dieses Thema komme. Neben mir saß eine ältere Frau, die ganz alleine war. Sie hatte einen weißen Rock an und saß auf einer kleinen Serviette auf einem Stein, um sich den Rock nicht zu versauen. Der war allerdings schon auf der Fahrt nach oben versaut worden, als sie auf der oberen Etage unseres offenen Doppeldeckerbusses von einem Vogel angekackt wurde. Wir saßen weiter hinten und ich habe das Dilemma anfangs gar nicht mitbekommen, aber viele andere Menschen im Bus haben sich lustig gemacht. Schon in dem Moment dachte ich: „Karma, Leute – das bekommt ihr irgendwann alles zurück!“ Ich habe mich früher auch gerne über andere Leute lustig gemacht – heute mache ich mich eher über mich selbst lustig, weil ich tatsächlich an Karma glaube. Du bekommst an irgendeinem Punkt im Leben alles zurück, was du jemals anderen Leuten angetan hast.

South Africa Cape Town sunset

Genau das habe ich auch der Frau gesagt, als sie mir erzählte, dass sie im Bus von einem Vogel angekackt wurde und alle Leute über sie gelacht haben. Und ich habe ihr gesagt, dass es Glück bringt, wenn man von einem Vogel angekackt wird. Die Frau kam aus Holland und hatte noch nie von dieser für mich klaren Tatsache gehört. Sie bedankte sich, dass ich ihr das erzählt habe und so das Positive der Situation hervorgebracht habe – und sie konnte wieder lächeln.

Das war der Einstieg in unser eher kurzes Gespräch, aber das Gespräch hat mir wieder bestätigt, dass ich mit meiner Weltreise genau das Richtige tue. Sie erzählte mir, dass sie eigentlich mit ihrem Mann in Kapstadt sein sollte. Leider war ihr Mann ein Workaholic gewesen und ist vor 3 Wochen ganz unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Und nun muss die Frau den gemeinsam geplanten Urlaub alleine durchstehen und neben den vielen verliebten Paaren allein den Sonnenuntergang beobachten. Das ging mir wirklich nahe und brachte mich zum Nachdenken. So sehr ich auch daran glaube, dass alles im Leben einen Sinn hat – der Sinn des Todes erschließt sich mir nach wie vor nicht. Natürlich ist kein Leben unendlich und ein Tod nach langer, schwerer Krankheit ist für den Leidtragenden eine Erlösung. Aber ein plötzlicher, unerwarteter Tod?

Wenn es nach den Filmen im Intercape Bus in Südafrika geht, hat auch ein unerwarteter Tod einen Sinn. Wir haben während unserer Busreisen mehrere Filme gesehen, in denen Menschen unerwartet gestorben sind und die direkten Angehörigen dadurch Glück hatten. In einem Film wurde ein Mädchen nach dem Tod ihres Bruders in dessen Fußballmannschaft aufgenommen, die ansonsten nur aus Jungs bestand – und das war ihr größter Traum. In einem anderen Film gewann ein Junge einen Gesangscontest, weil der kurz zuvor im Krieg gefallene Vater erschienen ist und beim Singen geholfen hat. Die Menschen in Südafrika sind überwiegend sehr gläubig – vor allem die, die nicht besonders viel haben. Sie danken Gott jeden Tag dafür, dass sie auf dieser Erde sein dürfen – egal, wie schlecht es ihnen dabei geht. Das durfte ich hautnah erleben, als ich im Township von Nieu-Bethesda dabei geholfen habe, ca. 30 Kinder mit Frühstück zu versorgen. Das Frühstück bestand nur aus Instant-Porridge, aber die Kinder waren überglücklich. Und wir beschweren uns, wenn es nur Wurst und Käse auf’s Brot gibt…

South Africa Nieu Bethesda Township

Ich glaube nicht an Gott und das werden auch die Filme im Intercape Bus nicht ändern. Aber vielleicht muss ich mich durch die jüngsten Erlebnisse mit dem Gedanken anfreunden, dass auch der Tod, so unerwartet er auch sein mag, irgendeinen Sinn verfolgt. Die Frau auf dem Signal Hill wird mir in ihrer aktuellen Situation sicher nicht zustimmen, aber irgendwann kommt vermutlich der Tag, an dem auch für sie alles irgendwie Sinn ergibt.

Leider weiß niemand, wie lange es dauert, bis dieser Tag kommt. Meine schlechte Zeit in 2013 kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber ich bin mit 10 Monaten wahrscheinlich noch gut davongekommen. Wenn du daran glaubst, dass es einen Sinn gibt, hilft das sicher dabei, schlechte Zeiten zu überstehen. Und wenn dich ein Vogel ankackt, kommt das Glück vielleicht schneller zurück, als du denkst.

Über den Autor

Mona

Früher saß ich den ganzen Tag im Büro am Schreibtisch - heute bin ich angehende Weltenbummlerin, Fotografin, Texterin, Geschichtenerzählerin und Reiseplanerin.
In diesem Blog erzähle ich die Geschichten, die mein Freund Patrick und ich auf unserer Weltreise erleben - und gebe Tipps zur richtigen Vorbereitung einer Langzeitreise und zu einzelnen Reisezielen.

4 Kommentare

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  • Hallo liebe Mona,

    das hast du wunderschön geschrieben!

    Ich wünsche euch noch viele schöne Erlebnisse und Begegnungen!
    Habt eine tolle Zeit!

    Liebe Grüße
    Manu

    • Liebe Manu,

      vielen Dank!
      Wir haben jetzt etwa die Hälfte unserer Reisezeit rum – ich bin gespannt, was wir noch alles erleben.
      Ich werde natürlich auf dem Blog berichten 🙂

      Liebe Grüße,
      Mona

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