Mit dem Fahrrad durch Bogotá

Bogotá City von oben

Bogotá hat ca. acht Millionen Einwohner.

Das sind acht Mal so viele Menschen, wie in Köln leben. Und selbst in Köln ist Fahrradfahren manchmal nicht ganz ungefährlich – obwohl die Leute sich hier meistens an die Verkehrsregeln halten.

Ist es also eine gute Idee, in Bogotá auf ein Fahrrad zu steigen? Die Antwort ist eindeutig ja!

Bogotá ist eine Stadt, die du super mit dem Fahrrad erkunden kannst. Wenn du erst mal aus dem historischen Zentrum La Candeleria raus bist, gibt es auf vielen Straßen Fahrradwege, die meistens sogar durch Begrenzungen von den Autospuren getrennt sind. Damit auch ja keins der unzähligen Taxen auf den Radweg fährt.

Bogotá Bike Tours bietet jeden Tag zwei Touren an, bei denen du in ca. fünf Stunden die verschiedensten Seiten der Stadt kennenlernst. Wenn du lieber auf eigene Faust losziehen willst, kannst du dir bei Bogotá Bike Tours aber auch einfach nur ein Rad leihen und losradeln.

Patrick und ich haben uns für die geführte Tour entschieden und wurden nicht enttäuscht. Für gerade mal 10 € pro Person (Stand September 2015) bekommst du allerhand Infos über die Geschichte Kolumbiens und von Bogotá, darfst einheimische Früchte auf dem Markt probieren und durch’s Rotlichtviertel fahren, wo du alleine lieber nicht hingehen solltest.

Je kleiner die Gruppe, desto besser

Unsere Gruppe war an einem Montagmorgen um 10:30 Uhr so groß, dass wir uns aufteilen mussten. Neben Mike, dem wohl bekanntesten Guide von Bogotá Bike Tours, war an diesem Tag auch Jaime dabei. Jaime ist im Gegensatz zu Mike ein echter Kolumbianer und war super freundlich. Deshalb entschieden wir uns zusammen mit nur sieben anderen Leuten, mit Jaime zu fahren. Die Gruppe von Mike war ungefähr doppelt so groß wie unsere – und mit so einer großen Gruppe im Verkehr von Bogotá Fahrrad zu fahren, macht glaube ich tatsächlich nicht so viel Spaß.

Bogotá, Plaza Bolívar

Da es nun zwei Gruppen gab, mussten wir unsere Route ein bisschen ändern, damit wir nicht doch wieder mit über 20 Leuten an den gleichen Stellen in der Gegend rumstanden. Deshalb fuhr Jaime mit uns als erstes zum Plaza Bolívar und nicht wie üblich zum Mercado Palo Quemao.

Erster Halt: Plaza Bolívar

In Südamerika spielen die zentralen Plätze in den Städten immer eine große historische Rolle. In Bolivien und Peru heißt so ziemlich jeder Hauptplatz Plaza de Armas – von diesem Platz aus hat sich die Stadt meist entwickelt.

In Kolumbien ist es der Plaza Bolívar. Simón Bolívar, der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier in Südamerika anführte, ist vielerorts ein Nationalheld und steht natürlich auch auf dem Plaza Bolívar in Bogotá.

Bogotá, Plaza Bolívar Kathedrale

Am Plaza Bolívar befindet sich der Justizpalast, das Capitol, in dem der kolumbianische Kongress seinen Sitz hat, und die Hauptkathedrale von Bogotá. Als wir gegen 11:00 Uhr am Plaza ankamen, war der Platz ungewöhnlich leer. Abgesehen von unzähligen Tauben, die dort hausen und ständig gefüttert werden, waren nur ein paar Menschen da.

Jaime erzählte uns auf dem Plaza einiges über die Geschichte von Kolumbien und Bogotá, von Pablo Escobar und der Guerilla-Bewegung M-19. Wer sich übrigens so gar nicht damit auskennt, dem kann ich die Netflix-Serie „Narcos“ ans Herz legen. Da erfährst du eine ganze Menge darüber, wie Kolumbien unter Pablo Escobar gelitten hat und was Escobar und die M-19 dem Land angetan haben.

Zweiter Halt: Mercado Palo Quemao

Nach der Geschichtsstunde auf dem Plaza Bolívar ging es weiter zum Mercado Palo Quemao, einem der größten Märkte in Bogotá. Hier gehen hauptsächlich Privatleute einkaufen und du findest unzählige Stände mit frischen Früchten, Gemüse, Fleisch, Fisch und Blumen. Die Blumen sind allerdings meistens schon morgens gegen 9:00 Uhr ausverkauft – wenn du also jemandem eine Freude mit einem wunderschönen Strauß machen willst, solltest du früh aufstehen.

Kolumbien ist übrigens laut Jaime neben den Niederlanden der größte Blumen-Exporteur der Welt. Aber wir waren ja nicht zum Riechen da, sondern zum Schmecken. Jaime brachte uns zu einem der Obststände und bot uns einige der heimischen Früchte zum Probieren an.

Bogotá Mercado Palo Quemao

Ich hatte vorher noch nie von Lulo, Baumtomate, Mangostin, Curuba oder Guanabana gehört und wusste auch nicht, dass es einen Unterschied zwischen Maracuja und Granadilla gibt. Aber Jaime belehrte mich eines besseren. Neben diesen exotischen Früchten, die es in Kolumbien an jeder Ecke zu kaufen gibt, durften wir auch besser bekanntes Obst wie Banane, Guave und Physalis probieren.

Am besten schmecken mir übrigens Lulo, Mangostin und Guanabana. Säfte gibt’s daraus in fast jedem Restaurant in Kolumbien und auch an den Straßenständen – einfach lecker!

Dritter Halt: Nationale Uni

Nach der Stärkung auf dem Markt ging es weiter Richtung Uni-Campus. Die nationale Universität in Bogotá ist übrigens die einzige staatliche im Land – und viele der Studenten scheinen nicht wirklich zu verstehen, dass sie nur dank der Regierung dort studieren können.

Proteste gegen die Regierung sind hier fast an der Tagesordnung. Die Studenten verleihen mit ihren Protesten der Spaltung der kolumbianischen Gesellschaft Ausdruck und spiegeln die große Unzufriedenheit mit der Politik Kolumbiens wider. Sie protestieren aber damit auch gegen diejenigen, die ihnen ihr Studium finanzieren und damit den Weg für die Zukunft ebnen – ein wenig paradox das Ganze.

Vierter Halt: Rotlichtviertel

Von der Uni aus ging es zunächst zum Friedhof, vor dem wir aber nur kurz Halt machten, bevor wir ins Rotlichtviertel fuhren.

Jaime hatte uns auf dem Markt explizit erlaubt, Fotos zu schießen. Bevor wir ins Rotlichtviertel fuhren, sprach er ein eindeutiges Verbot für Fotos aus. Er sagte, dass wir die Privatsphäre der Frauen respektieren und entsprechend auf Fotos verzichten sollten.

Ich finde das ein bisschen ironisch. Haben diese Frauen, die da halb nackt am Straßenrand stehen, ihre Privatsphäre nicht sowieso schon in dem Moment verloren, in dem sie ihren BH auszogen und nur noch einen Tanga und Highheels trugen? Besonders schön anzusehen waren die Frauen jedenfalls nicht. Und besonders ekelhaft waren die Männer, die auf ihren Motorrädern in Schrittgeschwindigkeit an den Nackten vorbei fuhren, um möglichst lange glotzen zu können.

Ins Rotlichtviertel musst du also nicht unbedingt. Es ist zwar Teil der Tour und spiegelt einen ziemlich schlimmen Teil der Stadt wider, aber es gibt auch andere unschöne Stadtteile, die nicht so widerlich sind.

Fünfter Halt: Cafe de la Fonda

Zum Abschluss der Tour besuchten wir noch das Cafe de la Fonda mit eigener kleiner Kaffeefabrik. Wirklich viel erzählte Jaime uns nicht über die Produktion des Kaffees – Quintessenz war, dass es dort den besten Kaffee Kolumbiens gibt und dass Tchibo von genau dieser Fabrik seinen Kaffee nach Deutschland importiert.

Die Geschichte hätten wir aber vermutlich auch in jeder anderen Fabrik erzählt bekommen – sobald du sagst, dass du aus Deutschland kommst, sind plötzlich alle Maschinen Deutsch und nur deutsche Firmen arbeiten mit den Fabriken zusammen.

Cafe de la Fonda, Bogotá Kolumbien

Der Kaffee war aber tatsächlich super lecker. Was Jaime der Gruppe nicht erzählt hatte war, dass natürlich jeder seinen Kaffee selbst bezahlen muss – nach der kostenlosen Obstverkostung war das nicht unbedingt selbstverständlich. Aber den einen Euro pro Kaffee investierten wir doch gerne für den besten Kaffee in ganz Kolumbien.

Zurück zu Bogotá Bike Tours

Anschließend fuhren wir durch das Finanzzentrum von Bogotá zurück zum Ausgangspunkt der Tour im historischen Stadtteil La Candeleria. Jaime zeigte uns auf einer Karte, wo wir in den fünfeinhalb (!!) Stunden überall her gefahren waren und knöpfte uns dann noch die 35.000 Pesos pro Person ab.

Ich kann die Tour sehr empfehlen, auch wenn manche Passagen eher langatmig waren. Das lag aber vielleicht auch daran, dass Jaime als Kolumbianer einfach extrem viel über sein Land zu erzählen hat – und das meiste war auch wirklich interessant.

Das Radfahren war meistens trotz Verkehr kein Problem. Du musst eben umsichtig sein – das hatte in unserer Gruppe allerdings nicht jeder verstanden. Ich war am Ende tatsächlich etwas verwundert, dass alle unbeschadet und ohne Knochenbrüche wieder im Laden angekommen waren. Die Grundkenntnisse des Radfahrens scheint nicht jeder zu beherrschen – das sollte allerdings für so eine Tour Voraussetzung sein.

Über den Autor

Mona

Früher saß ich den ganzen Tag im Büro am Schreibtisch - heute bin ich angehende Weltenbummlerin, Fotografin, Texterin, Geschichtenerzählerin und Reiseplanerin.
In diesem Blog erzähle ich die Geschichten, die mein Freund Patrick und ich auf unserer Weltreise erleben - und gebe Tipps zur richtigen Vorbereitung einer Langzeitreise und zu einzelnen Reisezielen.

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