Hallo Kapstadt – endlich zurück in der Zivilisation!
Endlich ging es zurück in die Zivilisation!
Nach 2 Wochen mitten im Nirgendwo, auch bekannt als Nieu-Bethesda, waren wir froh, als wir endlich in Graaff-Reinet wieder in den Intercape Bus steigen konnten. Und nach 12 Stunden Busfahrt mit diversen erzkatholischen Filmen, Gebeten und Moralpredigten darüber, dass man jeden Tag 3 Liter Wasser trinken sollte (Säfte sind keine Alternative!) kamen wir in Kapstadt an.
Die Ankunft
Der Busbahnhof ist morgens um 6:00 Uhr gar nicht mal so vertrauenserweckend. Und die Taxifahrer standen natürlich direkt Schlange, als wir aus dem Bus ausstiegen. Aber davon haben wir uns nicht beirren lassen und sind schnurstracks zum Civic Center gegangen, um dort in den Bus zu steigen.
Den MyCiTi Bus gibt es erst seit der WM 2010, die Busse sind also alle ziemlich neu und das Streckennetz ist super ausgebaut, so dass du eigentlich überall mit dem Bus hinfahren kannst – und das zu einem Schleuderpreis im Vergleich zum Taxi. Zumindest tagsüber geht das problemlos. Nachts fahren die Busse leider nicht, aber dafür umso mehr seriöse und unseriöse Taxianbieter. Wir haben uns als Alternative zu MyCiTi für Uber entschieden und haben damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Die Unterkunft
Wir hatten über airbnb ein Apartment in Sea Point gebucht. Als wir dort ankamen, erwartete unser Gastgeber, nennen wir ihn mal Teddy, uns schon im Bademantel und mit ununterbrochenem Gähnen. In den Genuss dieses wunderschönen Anblicks kamen wir aber leider erst nach einem 30-minütigen Fußmarsch. Google Maps hat eben auch nicht immer Recht und schickte uns von der Bushaltestelle in die falsche Richtung – immer schön bergauf, und das mit 18 Kilo auf dem Rücken.
Als uns irgendwann das Licht aufging, dass wir vielleicht doch in die andere Richtung müssen, waren wir schon schweißgebadet, hungrig und schlecht gelaunt. Endlich bei Teddy angekommen, schmissen wir erst mal unsere Rucksäcke in die Ecke, hielten ein kleines Schwätzchen (natürlich unterbrochen von vielen Gähnattacken) und begutachteten die Wohnung.
Das Apartment hatte eine super Lage mit Blick auf’s Meer und den Lion’s Head, war groß und schön eingerichtet. Die Küche war gut ausgestattet und nur durch einen Tresen vom Wohnzimmer getrennt. Das Badezimmer war ein Geschenk des Himmels, nach unseren 2 Wochen Außendusch-Erfahrung. Teddy sagte, wir könnten alles in der Wohnung benutzen und zeigte uns ganz stolz seinen 46-Zoll-Fenseher. Dass der Fernseher überhaupt nicht angeschlossen war und Filme nur über Teddys passwortgeschützten Laptop liefen, verschwieg er uns.
Es gab außerdem noch 2 Zimmer in der Wohnung – unser Schlafzimmer und Teddys Reich. Unser Schlafzimmer war nicht besonders groß, aber genügend Platz für ein Bett und einen Kleiderschrank gab es – außer zum Schlafen wollten wir uns in dem Raum ja sowieso nicht aufhalten.
Teddy handhabte das mit seinem Schlafzimmer allerdings anders. Der Raum war gleichzeitig sein Büro und deshalb kam er nicht besonders oft vor die Zimmertür. Ab und zu ließ er sich mal blicken, um mit seiner Katze zu sprechen. Zum Essen und ins Bad schlich er sich meistens, wenn wir nicht da oder gerade in unserem Zimmer verschwunden waren. Er zog sich auch eigentlich nie an, außer wenn er vor die Tür gehen musste. Das musste er allerdings nichts besonders oft – oder vielleicht wollte er auch nicht, weil jeder Weg zurück zur Wohnung einen Berg hinauf führte. Und Teddy hatte kein Auto. Er ging hauptsächlich vor dir Tür, um für uns neues Frühstück zu kaufen.
Das Frühstück war im Preis für das Apartment inbegriffen. Nach unserer Buchung hatte Teddy den Preis erhöht und auf meine Nachfrage nach dem Grund antwortete er, dass er doch mehr Geld für das Frühstück ausgeben musste als er anfangs gedacht hatte. Also stimmten wir der Preiserhöhung zu und freuten uns darauf, jeden Morgen Frühstück von Teddy serviert zu bekommen, so wie es in der airbnb-Beschreibung stand.
Tatsächlich beschränkte sich das Frühstück aber leider auf Müsli, das wir uns selbst in eine Schüssel schütten durften. Immerhin durften wir die Nespresso-Maschine benutzen, um uns einen Kaffee zu unserem Müsli zu machen. Am 3. Tag teilte Teddy uns allerdings mit, dass die Maschine kaputt sei – auch wenn sie bei uns einwandfrei funktionierte – und repariert werden müsste. Also auch kein Kaffee mehr zum Müsli.
Teddy hatte uns immerhin netterweise ein bisschen Platz im Kühlschrank gemacht, damit wir unsere Einkäufe dort verstauen konnten. Wir haben meistens selbst gekocht anstatt Essen zu gehen. Das erfreute Teddy allerdings nicht besonders. Obwohl er uns gesagt hatte, dass wir alles in der Wohnung benutzen können, und obwohl er sowieso nie aus seinem Zimmer kam, teilte er uns unmissverständlich mit, dass ihm die Sache so nicht so richtig gefiel – mit einer Notiz, die er mit rosa Kreide auf eine Tafel in der Küche geschrieben hatte. Um das Ganze abzuschwächen malte er einen zwinkernden Smiley daneben, aber den hätte er sich auch sparen können. Ich jedenfalls sparte mir den Smiley auf meiner Notiz, die ich ihm zum Abschied hinterließ – er hatte an unserem letzten Tag nicht mal das Bedürfnis, sich von uns zu verabschieden.
Insgesamt war diese airbnb-Erfahrung die schlechteste, die ich bisher gemacht habe und mit über 500 € für 12 Tage auf jeden Fall zu teuer. Es gibt in Sea Point wesentlich günstigere Angebote, vielleicht sogar mit netteren Vermietern / Mitbewohnern. Aber wir waren froh, dass es uns nach Sea Point verschlagen hatte.
Unser Viertel: Sea Point
Sea Point ist ein cooles Viertel mit vielen Restaurants und Bars. Am Tag unserer Ankunft bekamen wir noch kein Frühstück bei Teddy, wir mussten (bzw. wollten) aber auf der Main Street nicht lange nach etwas Essbarem suchen. Bei Bootlegger war morgens um 8:00 Uhr schon ganz schön viel los. Lag vielleicht daran, dass es Freitag war und es auch noch eine arbeitende Bevölkerung gibt, die auch was zu Essen braucht. Das Frühstück war der Hammer – nach 2 Wochen in Nieu-Bethesda hatte ich schon fast vergessen, dass es auch noch andere Nahrungsmittel als Haferflocken und Brot mit Aprikosenmarmelade zum Frühstück geben konnte.
Nach einem ausgiebig langen Aufenthalt bei Bootlegger erkundeten wir ein kleines Stück von Sea Point zu Fuß. Sea Point ist wirklich schön. Das Meer ist direkt vor der Tür, die Menschen sind entspannt und freundlich und scheinen zu jeder Tageszeit und bei jeder Temperatur zu joggen. Die Main Street bietet Restaurants für jeden Geschmack, es gibt diverse Supermärkte und Frozen Yogurt Geschäfte. Und es gibt natürlich auch hier Menschen, die dich einfach nur verarschen wollen.
Drauf reingefallen
Vor einem Supermarkt sprach uns eine kleine, sehr ungepflegte Frau an und fragte, ob wir ihr behilflich sein könnten. Natürlich fragten wir, was sie denn genau wolle. Sie wollte Milch für ihr Baby, hatte aber kein Geld. Anstatt nach dem Geld zu fragen, bat sie uns, die Milch zu kaufen. Sie zeigte mir ein Foto von dem Kleinen und sagte, sie würde mit in den Supermarkt gehen, um mir die richtige Milch zu zeigen. Ich willigte ein und wir gingen in den Supermarkt – ab und zu eine gute Tat kann ja schließlich nicht schaden.
Die Milch entpuppte sich dann aber als sauteures Milchpulver und ich sagte der Frau, das wäre mir zu teuer. Sie entschied sich als Alternative für Cornflakes, was mir schon nicht ganz koscher vorkam, hatte sie doch vorher von Nahrung für ihr Baby gesprochen. In dem Moment kam auch Patrick in den Supermarkt und sagte, ein Security vom Supermarkt hätte ihn darauf hingewiesen, dass die Frau das, was sie sich kaufen lässt, wieder verkauft um sich von dem Geld Drogen zu beschaffen. Als ich das hörte, machte ich auf dem Absatz kehrt und ließ die Frau mit ihren Cornflakes stehen. Wieder was gelernt – aber die Masche ist gar nicht so schlecht. Viel subtiler, als einfach nur um Geld zu betteln.
Nach diesem Erlebnis stempelten wir Kapstadt natürlich nicht ab, aber wir ließen uns während unseres restlichen Aufenthalts trotzdem nicht mehr von abgefuckt aussehenden Menschen anquatschen. Das hatten wir in Swakopmund in Namibia zwar eigentlich schon gelernt, aber ein Fehler reicht wohl nicht immer.
Essen und Trinken
Für unsere 12 Tage in Kapstadt war das Programm ziemlich klar: Wir wollten es uns gut gehen lassen nach den 2 Wochen in Nieu-Bethesda.
Damit fingen wir auch gleich am ersten Abend an und gingen im NV-80 essen. Das Restaurant liegt im ersten Stock einer kleinen Shoppingmall auf der Main Street und ist dem Aussehen nach zu urteilen ziemlich neu. Wir kamen um 17:30 mit knurrendem Magen an, aber leider hatte das Restaurant noch geschlossen. Trotzdem ließen sie uns rein und servierten uns auf der Terrasse einen super leckeren Cocktail, bevor wir um 18:00 einen Tisch bekamen. Wayne, unser Kellner, war super freundlich und total motiviert. Das hatten wir bisher in Südafrika noch nicht wirklich erlebt, aber Kapstadt ist halt irgendwie anders. Auch das Essen war super und wir wussten, dass wir auf jeden Fall wiederkommen würden. Das sagten wir auch Wayne und hatten damit unseren ersten kapstädter Freund gefunden.
Ich kann neben dem NV-80 noch das El Burro in Green Point empfehlen – ein Mexikaner mit super leckeren großen Portionen und einer guten Auswahl an Tequila. Außerdem sind die Burger im Neighbourhood auf der Long Street und auch die Sandwiches bei Bootlegger hervorragend. Viel mehr Kulinarisches habe ich nicht zu berichten, weil wir ja meistens Teddy in seiner Küche genervt haben.
Über unsere Erlebnisse in Kapstadt als Tourist, als normaler Mensch und von oben berichte ich demnächst in einem weiteren Artikel über die Mother City.