Hallo Medellín! Unterwegs in der gefährlichsten Stadt der Welt
„Ihr fahrt nach Kolumbien? Da ist es doch total gefährlich!“
Das war fast immer die Reaktion unserer Familien und Freunde, wenn wir erzählten, dass wir auf unserer Weltreise auch nach Kolumbien wollen. Das erste, was den Leuten in den Sinn kommt, wenn sie an Kolumbien denken, sind Drogen und der damit verbundene Krieg zwischen den Kartellen – das Medellín-Kartell und das Cali-Kartell können sich schließlich nicht besonders gut leiden.
Vor allem Medellín scheint also ein entsprechend gefährliches Pflaster zu sein. In den 90ern war die zweitgrößte Stadt Kolumbiens die gefährlichste Stadt der Welt. Aber ist das heute immer noch so? Ist Kolumbien – und vor allem Medellín – wirklich so gefährlich?
Wir verbrachten von unseren fünf Wochen, die wir in Kolumbien waren, zehn Tage in Medellín. Hier beschäftigten wir uns etwas näher mit dem Drogenkrieg und der Tatsache, dass die Stadt in den 90ern so gefährlich war. Tatsächlich gab es damals viele Anschläge – auf Autobomben, die gegen den Drogenboss Pablo Escobar gerichtet waren, folgten unzählige weitere Bomben seitens Escobar, der keine Skrupel hatte, so viele Unschuldige zu töten, um seine Feinde los zu werden.
Die Einwohner Medellíns trauten sich in dieser Zeit nicht auf die Straße. Überall bestand die Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten und Opfer eines Attentats zu werden. Aber das lag nicht allein am Krieg der Drogenkartelle. Auch in der Politik herrschte extreme Meinungsverschiedenheit, die mit Gewalt bekämpft wurde.
Patrick und ich nahmen an einer Free Walking Tour durch Medellín teil, bei der unser Guide Hernán versuchte, uns die damalige politische Lage zu erklären. Er sagte, die Geschichte Kolumbiens sei so komplex, dass sie nicht wirklich nachvollziehbar bzw. für Außenstehende sehr schwer erklärbar wäre. Und selbst seine sehr vereinfachte Darstellung war für mich nicht ganz greifbar.
Tatsache ist, dass sowohl Rechts-, als auch Linksorientierte, die kolumbianische Regierung und die Drogenkartelle alle gemeinsam dafür sorgten, dass in Medellín niemand mehr auf die Straße ging. Hernán zeigte uns einige Orte in der Innenstadt, an die sich vor etwa zehn Jahren noch niemand getraut hätte, dem sein Leben lieb war.
Einer dieser Orte ist der heutige Parque de las Luces – der Platz der Lichter. Dort stehen 300 bis zu 24 Meter hohe Lichtpfosten, die abends mit insgesamt 2.100 Lichtspots den ganzen Platz beleuchten. Von der riesigen Bibliothek westlich des Platzes hast du einen tollen Blick auf das Lichtermeer. Direkt neben dem Parque de las Luces befinden sich zwei sehr schöne Backsteingebäude. In einem der Gebäude sitzt heute das Bildungsministerium.
Dieser Ort ist ein tolles Beispiel für die Wandlung, die Medellín in den letzten Jahren durchgemacht hat. Noch vor ein paar Jahren waren die Backsteinhäuser leerstehend, heruntergekommen und hatten eingeschlagene Fenster. Hier suchten die Obdachlosen und Drogenjunkies, die tagsüber auf dem Parque de las Luces – der damals noch anders hieß – rumhingen, nachts Unterschlupf. Der Parque de las Luces war damals eher ein Platz der Angst und Gewalt.
Heute sind dagegen die beiden Pfeiler der Veränderung, wie Hernán es nannte, an diesem Ort vereint. Er erzählte uns, dass Anfang der 2000er die damalige Regierung die Wandlung Kolumbiens auf zwei Pfeiler stütze: Bildung und Architektur. Es wurden Häuser restauriert und renoviert, Bibliotheken gebaut, Aufklärung bzgl. Bildungsmaßnahmen betrieben – die Stadt wurde aufgeräumt und die Bewohner wurden motiviert. Dadurch ging die Anzahl an Kriminaldelikten stark zurück und Medellín wurde sicherer.
Die größte architektonische Veränderung begann aber schon Mitte der 90er, als in der Stadt die erste Metro Kolumbiens in Betrieb genommen wurde. Die Metro verbindet die umliegenden Stadtteile mit dem Zentrum und ist vor allem für die nicht so wohlhabenden Bewohner der Stadt eine große Erleichterung. Es gibt zwei Linien, eine fährt von West nach Ost mit Endstation im Zentrum und eine fährt von Nord nach Süd.
Trotz der Installation der Metro Mitte der 90er Jahre waren weiterhin viele Menschen aus ärmeren Schichten nicht mit der Stadt verbunden. Die ärmeren Viertel Medellíns sind an den umliegenden Hängen gebaut, wo die Metro nicht hin kommt. Deshalb wurde Anfang der 2000er zusätzlich die Metrocable gebaut. Die Seilbahn ist die einzige ihrer Art, denn nirgendwo sonst werden Seilbahnen als öffentliche Verkehrsmittel eingesetzt. Heute gibt es neben den zwei Metrolinien drei Seilbahnlinien.
Die Gondeln der Seilbahn und auch die Bahnen der Metro sind lupenrein sauber. Es liegt weder Müll rum, noch sind die Fahrzeuge innen oder außen beschädigt oder mit Graffiti beschmiert. Die Bewohner Medellíns sind stolz auf ihre Metro und niemand würde auf die Idee kommen, dieses Symbol der Veränderung zu verschmutzen.
Die Benutzung der Metro ist absolut sicher. Genauso sicher sind viele Gegenden von Medellín. Natürlich gibt es auch immer noch Gegenden, die du vor allem nachts lieber meiden solltest oder in denen du deine Wertsachen besonders gut festhalten musst. Aber generell ist die Stadt im Vergleich zu vor zehn Jahren viel sicherer geworden. Es lauert nicht an jeder Ecke ein Taschendieb mit einem Messer auf dich, auch nicht nachts. In Medellín gilt dasselbe wie in jeder Großstadt: wenn du auf dein Bauchgefühl hörst und ein bisschen Logik walten lässt, passiert auch nichts. Das ist in Buenos Aires oder Lima nicht anders.
Was allerdings auffallend anders ist, sind die Menschen. Die Kolumbianer sind unglaublich freundlich und aufgeschlossen. Sie freuen sich so sehr, dass Menschen ihr Land besuchen, dass sie dich auf der Straße herzlich in Kolumbien begrüßen und dich fragen, wie es dir gefällt. In Medellín begrüßte uns eine Gruppe angetrunkener Obdachloser so herzlich mit Rufen und Winken, dass ich den Rest des Tages ein Lächeln auf dem Gesicht hatte.
Neben den Pfeilern Bildung und Architektur ist auch der Tourismus für Kolumbien ein wichtiger Bestandteil, der das Land nach vorne bringt. Und Medellín hat so viel zu bieten – Museen, tolle Architektur, ein Fußballstadion, in dem du die verrückten Fußballfans bei einem Heimspiel beobachten kannst, tolle Restaurants und Straßenstände mit typisch kolumbianischem Essen, Shoppingmalls und eine ganze Reihe von Parks und Plätzen, auf denen du einfach nur sitzen und das Treiben beobachten kannst.
Besonders toll finde ich den Plaza Botero. Hier sind verschiedene Figuren des kolumbianischen Künstlers installiert, die er der Stadt spendete, um bei der Veränderung mit zu helfen.
Aber nicht nur Medellín, sondern auch der Rest von Kolumbien hat für jeden was zu bieten. Ob Strand und Meer, Berge und Wälder, Kaffeefarmen oder die höchsten Palmen der Welt – alles ist nur einen kurzen Flug entfernt, den du mit etwas Geschick für ein paar Euro buchen kannst.
Kolumbien ist nicht gefährlich! Kolumbien ist wundervoll!
Hallo Mona,
auch ich kann nach meinen bisherigen Erfahrungen nur bestätigen, dass Kolumbien ein ganz bezauberndes Reiseland ist. Zwar manchmal etwas sehr chaotisch, aber trotzdem. Ich habe noch nirgends so freundliche, offene und warmherzige Menschen getroffen. Sicherlich gibt es Gegenden, die man besser nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen sollte.
Leider muss ich dieses wunderschöne Land bald wieder verlassen und mich auf den Weg in Richtung Süden machen.
Viele Grüße und schöne Weiterreise, Thomas
Hi Mona,
ja ich höre auch oft, dass es in Kolumbien gefährlich ist und dass man dort besser nicht reisen sollte. Sicherlich war das auch mal so aber es scheint sich ja vieles geändert und auch gebessert zu haben =).
Ich möchte auch unbedingt mal nach Kolumbien reisen und auch eine Freundin von mir kommt aus Barranquilla. Ich habe mir schon das Versprechen abnehmen lassen, diese Stadt auf jeden Fall zu besuchen =).
Ein schöner Artikel =).
Viele Grüße, Paul