Himmlische Ruhe und Kaffeefincas – in Salento (Teil 1)

Salento, Kolumbien

Diese Ruhe ist einfach himmlisch!

Ab und zu wird sie von den Sirenen der Feuerwache oder von laut knatternden Motorrädern durchbrochen. Aber ansonsten hörst du nichts außer das Klappern der Pferdehufe und Vogelgezwitscher. Willkommen in Salento!

Nachdem wir eine Woche im lauten Bogotá und drei Tage im noch lauteren Cali verbracht hatten, war es an der Zeit, aus der Stadt zu fliehen. Cali ist mit etwa drei Millionen Einwohnern zwar viel kleiner als Bogotá, aber trotzdem viel lauter. Zu keiner Tages- oder Nachtzeit stehen hier die Mopeds still – und Eisverkäufer kündigen sich unerbittlich mit Beethovens „Für Elise“ an.

Da kam Salento als Fluchtort doch gerade recht. Das kleine Dorf wird zwar schon sehr stark von Touristen besucht, aber die meisten Touristen sind Kolumbianer, die aus den umliegenden Städten für’s Wochenende raus in die Natur fahren – also genau der richtige Ort für uns.

Von Cali nach Salento

Von Cali aus ist die Anreise sehr einfach. Zunächst fährst du mit dem Bus nach Armenia, der jede Stunde vom Busbahnhof in Cali abfährt. Wir fuhren mit einem Kleinbus von Expreso Palmira – die dreistündige Fahrt kostet gerade mal 21.000 Pesos und ist ziemlich rasant.

In Armenia angekommen, steigst du in den Bus nach Salento um, der alle 20 Minuten fährt. Die Fahrt kostet 4.000 Pesos und dauert ca. eine Stunde. Die Endstation ist in Salento am Hauptplatz – du kannst aber auch vorher aussteigen, wenn das für dich besser passt.

Unterkunft in Salento

Wir kamen in Salento im Casa La Eliana unter. Für uns war es mal wieder ein absoluter Glücksgriff – ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es die beste Unterkunft in ganz Südamerika war.

La Casa Eliana, Salento

Die Zimmer sind relativ klein, aber total ausreichend – in Salento bist du sowieso die meiste Zeit draußen. Das absolute Highlight ist die Dusche im Gemeinschaftsbad. Durchgehend warmes Wasser, das mit einem Druck aus dem Regenduschkopf kommt, den wir nur von zu Hause kennen. Bereits nach der ersten Dusche war klar, dass wir hier länger bleiben als geplant. Ja, wir können solche Entscheidungen durchaus von einer Dusche abhängig machen!

Tipp: Wenn du das Casa La Eliana über Booking.com buchst und dann vor Ort verlängerst, bekommst du einen Rabatt vom Besitzer und zahlst dann nur noch 48.000 statt 55.000 Pesos. Manchmal gibt’s bei Booking.com außerdem auch Specials, bei denen der Preis sowieso schon günstiger ist.

To-Do’s in Salento

Salento hat aber natürlich noch viel mehr zu bieten als tolle Duschen. Das kleine Dorf, das weniger als 10.000 Einwohner hat, liegt in der Zona Cafetera, der Kaffeezone Kolumbiens. Außerdem ist es nicht weit entfernt vom Cocora-Tal, das für seine riesigen Wachspalmen bekannt ist.

In Salento kannst du Kaffeefarmen besuchen, im Cocora-Tal wandern oder die wunderschöne Umgebung hoch zu Ross erkunden.

Salento Don Eduardo Kaffeefarm Kaffeepflanze klein

Finca Don Eduardo Kaffeefarm

In der Gegend um Salento findest du diverse Kaffeefarmen, von denen drei besonders bekannt sind. Wir entschieden uns, auf die Finca Don Eduardo zu gehen. Die Finca wurde uns im Casa La Eliana empfohlen und ist nur zehn Minuten zu Fuß vom Hostel entfernt.

Don Eduardo heißt eigentlich Tim Edwards und ist Engländer. Aber Don Eduardo klingt eben viel besser. Er ist der Besitzer der Kaffeefinca und glänzte bei unserem Besuch leider durch Abwesenheit.

Wir gingen morgens zum Plantation House, das ebenfalls Don Eduardo gehört, und fragten nach, wann die nächste Tour auf Englisch stattfinden würde. Der Mitarbeiter im Hostel führte zwei kurze Telefonate und sagte anschließend zu, dass am selben Tag um 15:00 Uhr noch eine englische Tour wäre. Eigentlich sind die Touren auf Englisch immer um 9:00 Uhr, aber umso besser für uns, dass wir noch am gleichen Tag unser Wissen bezüglich Kaffee erweitern durften.

Salento Don Eduardo Kaffeefarm

Wir zahlten 20.000 Pesos pro Person im Plantation House und begaben uns auf den Weg zur Finca. Dort empfing uns zunächst ein sehr träger Hund, der absolut nicht als Wachhund zu gebrauchen wäre, und anschließend ein Kolumbianer. Der wusste noch gar nichts von seinem Glück, startete die Tour aber sofort – auf Spanisch.

Patrick und ich waren etwas verwirrt, ließen es uns aber nicht anmerken. Wir hörten brav zu und versuchten zu verstehen, was der Typ uns da über Kaffee zu erklären versuchte. Nach der Einführung fragte ich vorsichtig, wo denn Don Eduardo sei und sagte ihm, dass uns eigentlich versichert wurde, die Tour wäre auf Englisch.

Don Eduardo hatte sich aber leider in Tim Edwards zurückverwandelt und war auf Urlaub in England. Schöner Mist! Als wir uns gerade damit abgefunden hatten, das Ganze auf Spanisch über uns ergehen zu lassen, kam ein junges Mädchen angerannt. Sie stellte sich als die Tochter des Besitzers vor und übernahm die Tour auf Englisch. Dem netten Kolumbianer hatte niemand Bescheid gesagt, aber er war heilfroh, dass er die Tour nun nicht mehr machen musste – mit zwei Touristen, die nur wenig Spanisch verstehen, macht das nun wirklich keinen Spaß.

Das Mädchen erklärte uns zunächst den Prozess der Kaffeeherstellung in der Theorie, bevor sie uns mit auf die Farm nahm. Dort zeigte sie uns verschiedene Kaffeebäume und erklärte, warum es nicht nur rote, sondern auch gelbe Kaffeebeeren gibt.

Salento Don Eduardo Kaffeefarm Kaffeebeere rot

Salento Don Eduardo Kaffeefarm Kaffeebeere gelb

Sie zeigte uns neben den Kaffeebäumen auch diverse andere Bäume und Sträucher mit Früchten, die auf der Farm angebaut werden. Darunter unter anderem Mandarinen, Avocados, Bananen und Ananas. Die Früchte dienen zum einen dazu, die Insekten vom Kaffee fern zu halten, und zum anderen natürlich als zusätzliche Einnahmequelle.

Salento Don Eduardo Kaffeefarm Ananas

Anschließend gingen wir zurück zur Finca, wo sie uns die verschiedenen Stadien der Kaffeepflanze zeigte und uns erklärte, wie aus den vier Häuten, die die Kaffeebohne hat, nur noch eine wird, während die Bohnen trocknen. Von dieser letzten Haut werden die Bohnen mit einer Kaffeemühle getrennt, bevor sie zum rösten auf den Herd kommen – während die Haut als Dünger verarbeitet zu den neuen Kaffeepflanzen gegeben wird.

Salento Don Eduardo Kaffeefarm Mühle

Während das Mädchen die Kaffeebohnen in einer großen Pfanne röstete, erklärte sie uns, dass in Kolumbien hauptsächlich medium gerösteter Kaffee getrunken wird. Der Kaffee schmeckt eher säuerlich, weil er noch relativ viel Feuchtigkeit enthält  – dafür hat er aber auch mehr Koffein. Stark gerösteter Kaffee schmeckt intensiver, weniger sauer und hat weniger Koffein, weil sich das in der Feuchtigkeit befindet.

Nachdem einzelne Bohnen explodierten wie Popcorn in der Microwelle, war der Kaffee fertig geröstet und bereit für die Mühle. Er wurde grob gemahlen und anschließend mit Wasser aufgegossen, damit wir den frischen Kaffee direkt probieren konnten. Je frischer der Kaffee, desto mehr Schaum entsteht übrigens beim Aufgießen.

Mir war der Kaffee viel zu sauer, aber trotzdem war die Tour sehr interessant und das Geld auf jeden Fall wert.

Fortsetzung folgt

Über die Wanderung im Cocora-Tal und den Ausritt mit Carlos erzähle ich im zweiten Teil.

Über den Autor

Mona

Früher saß ich den ganzen Tag im Büro am Schreibtisch - heute bin ich angehende Weltenbummlerin, Fotografin, Texterin, Geschichtenerzählerin und Reiseplanerin.
In diesem Blog erzähle ich die Geschichten, die mein Freund Patrick und ich auf unserer Weltreise erleben - und gebe Tipps zur richtigen Vorbereitung einer Langzeitreise und zu einzelnen Reisezielen.

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