Angst und Zweifel? Nicht mit mir!
„Hast du denn gar keine Angst oder Zweifel?“
Diese Frage wird mir in letzter Zeit oft gestellt, wenn ich von unserer bevorstehenden Weltreise erzähle. Ich kann diese Frage mit einem klaren „Nein!“ beantworten. Aber ich denke trotzdem darüber nach, warum mir diese Frage eigentlich gestellt wird und ob ich nicht vielleicht zu leichtfertig an die Sache rangehe. Sollte ich Angst oder Zweifel haben?
Ich habe zu dem Thema einen interessanten Beitrag von Ute gelesen, die gerade ihr Leben neu sortiert und in ihrem Blog BRAVEBIRD über ihre neue Lebensplanung und die damit verbundenen Zweifel schreibt. Die Situation ist zwar ein wenig anders – ich plane erst mal nur, die nächsten 1 bis 2 Jahre aus dem Alltag auszubrechen; Ute will ihr gesamtes bisheriges Leben hinter sich lassen und nach aktuellem Stand nie mehr dorthin zurückkehren – aber im Gegensatz zu Ute plage ich mich irgendwie überhaupt nicht mit schlaflosen Nächten und meinem Gewissen rum, das mir ständig mit unangenehmen Fragen auf den Zahn fühlt. Nur woran liegt das?
Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der nicht besonders viel grübelt. Ich bin eigentlich immer optimistisch. Ich habe vor ein paar Jahren von meinem Arzt mal eine Diagnose bekommen, die sich im ersten Moment furchtbar anhörte. Jeder der wenigen Menschen, denen ich davon erzählte, war zutiefst erschüttert. Ich selbst war von der Sache eher unbeeindruckt, weil ich bereits vor der endgültigen Diagnose die Möglichkeiten besprochen hatte. Ich wusste, ich muss operiert werden und danach ist alles wieder gut. Einschlafen, aufwachen, wieder gesund sein. Ist doch alles halb so wild. Nicht jede Krankheit ist so einfach zu behandeln, also warum soll ich mir da groß den Kopf drüber zerbrechen?
So geht es mir mit den meisten Dingen. Ich beschäftige mich auf positive Art damit. Und so ist es auch mit der Weltreise. Natürlich denke ich viel darüber nach, aber mir kommen nie Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, dass ich mir erst mal keinen neuen Job suche und stattdessen das tue, was mir wirklich Spaß macht. Ich habe diese Entscheidung bewusst getroffen und glaube zu wissen, was auf mich zukommt. Dass die Realität hinterher anders aussehen wird als ich mir das vorstelle, ist mir durchaus bewusst. Aber davor habe ich keine Angst. Wenn ich Angst hätte, wäre ich vermutlich nicht in der Lage, mit Dingen, die schief laufen – und das werden sie – vernünftig umzugehen.
Meine Freundin Diana hat mal gesagt, dass sie sich immer das schlimmste Szenario ausmalt, das eintreten kann. In meinem Fall wäre das, dass ich kein Geld mehr habe oder reisemüde werde. Aber wenn das passiert, buche ich einen Flug nach Hause – sollte ich kein Geld mehr haben, leihe ich mir welches – und nehme einen Haufen wunderbare, unbezahlbare Erinnerungen an Erlebnisse und Eindrücke mit, die die akute Situation gar nicht so schlimm erscheinen lassen. Ganz abgesehen davon glaube ich nicht, dass dieser Fall eintritt.
Grundsätzlich ist es aber eine gute Möglichkeit, dir das Worst-Case-Szenario vor Augen zu halten, wenn du Zweifel hast. Das ist auch einer von vielen Tipps, die zum Beispiel Tim Ferriss in seinem Buch „Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben“ gibt. Er führt eine Reihe von Übungen an, nach denen du mit Sicherheit alle Zweifel los bist. Ich habe mich beim Lesen dieses Buches immer wieder in meiner Sicht der Dinge bestätigt gefühlt und kann das Buch sehr empfehlen.
Ich glaube, es ist einfach vom Typ abhängig, wie viel oder wenig man über lebensverändernde Handlungen nachdenkt. Ich bin ein Optimist. Ich lasse mir selten Dinge, die ich mir vorgenommen habe und die ich für richtig halte, ausreden. Mein Gewissen würde gar nicht erst auf die Idee kommen, das zu versuchen. Und durch meine positive Einstellung bin ich vielleicht auch in der Lage, zweifelnden Menschen ihre Zweifel ein wenig zu nehmen.
Deshalb: Liebe Ute, mach dich nicht verrückt! Dein Gewissen wird spätestens nach ein paar Tagen in deinem neuen Leben merken, dass es die ganze Zeit falsch gelegen hat! Und die Tür zurück musst du ja nicht für immer schließen.
Das mit dem Worst-Case-Szenario kenne ich. Es klingt so negativ, aber darüber nachzudenken, was das Schlimmste wäre, was eintreffen kann, hilft doch sehr, sich darüber klar zu werden, dass eigentlich gar nichts ernsthaft Schlimmes passieren kann.
Ich mache das auch immer und dann weiß ich, dass ich das Worst-Case-Szenario zwar doof finden würde, es aber in den allermeisten Fällen nur irgendwas mit Geld zu tun hat und damit, vielleicht mal einige Zeit auf irgendwas verzichten zu müssen. So what?
Genau so sehe ich das auch. Und irgendwie ist es doch schade, dass einen manchmal scheinbar nur das liebe Geld daran hindert, das zu machen, was man gerne machen möchte. Ich lasse mich diesmal aber nicht hindern 🙂