In vier Tagen zum Tauchschein – Tauchen in Mexiko
„Das Meer ist der letzte freie Ort auf der Welt.“ (Ernest Hemingway)
Seit ich das erste Mal tauchen war sehe ich das genau wie Hemingway. Es hat mich von Anfang an fasziniert, wie frei ich unter Wasser plötzlich bin. Sobald ich abgetaucht bin, gibt es nur noch mich und mein gleichmäßiges Atmen – und natürlich meinen Buddy. Mein Kopf ist sofort leer und ich kann mich voll und ganz auf mich und das mich umgebende Wasser konzentrieren.
Das allererste Mal durfte ich diese Faszination in Mexiko an der Riviera Maya erleben. Ich war für eine Woche mit meiner Tante dort und hatte vorher schon immer mal mit dem Gedanken gespielt, einen Tauchschein zu machen. Als dann im Hotelpool Schnuppertauchen angeboten wurde, war ich natürlich sofort dabei. Und nach 10 Minuten im Pool war klar: Ich muss ins offene Meer!
Die Tauchschule
Ich bin dann sofort mit dem netten Divemaster zum Büro von Dressel Divers gegangen, um die Formalitäten zu klären. Die Tauchschule kann ich in Mexiko nur empfehlen. Die Divemaster und Tauchlehrer sind alle super nett und nehmen sich sehr viel Zeit für dich. Der Tauchschein ist mit knapp 400 US$ nicht gerade günstig, sogar teurer als in Deutschland, aber dafür bekommst du bei deinen Tauchgängen auch direkt atemberaubende Eindrücke und musst nicht im kalten See ohne Sicht abtauchen. Für die 400 US$ bekommst du 5 Einheiten im Pool, 4 Freiwassertauchgänge, Leihequipment, Tauchschein und Logbuch. Ich habe mir am Ende auch noch ein Video vom letzten Tauchgang gegönnt, das noch mal mit 80 US$ zu Buche schlägt.
Theorie
Nachdem ich alle Formulare ausgefüllt hatte, bekam ich mein PADI Buch (sogar auf Deutsch) und konnte direkt loslegen, es zu verschlingen. Das habe ich auch tatsächlich getan. Die Dinge, die du für den Open Water Diver lernen musst, sind alle total interessant und deshalb leicht zu verstehen und zu behalten. Finde ich zumindest. Eigentlich hat es ein bisschen was von Biologie-Unterricht, nur viel spannender. Ich habe die 5 Kapitel des Buches an den nächsten 3 Vormittagen durchgearbeitet und konnte dann auch direkt den Abschlusstest schreiben, der in Form eines Multiple-Choice-Tests mit 50 Fragen daherkommt. Somit hatte ich den theoretischen Teil relativ schnell hinter mir und konnte mich voll und ganz auf die Praxis konzentrieren.
Praxis
Mit den ersten praktischen Versuchen hatte ich natürlich schon vor dem Abschlusstest angefangen. Die Ausbildung besteht aus 5 Einheiten im Pool und 4 Einheiten im offenen Gewässer, die aber nicht zwingend nacheinander gemacht werden müssen. Du kannst auch schon mit auf’s Meer rausfahren, wenn du noch nicht alle Pool-Einheiten gemacht hast.
Ich konnte direkt am ersten Tag nachmittags schon meine erste Pool-Session absolvieren und lernte mit 5 anderen Tauchschülern die ersten Skills wie Equipment zusammenbauen, abtauchen und auch unten bleiben, Atemregler rausnehmen und anschließend ausblasen, Anzeigen der Luftnot usw.
Schon am nächsten Tag hatte ich meinen ersten Tauchgang im Meer, der zum reinen Vergnügen war. Ich hatte mich für das Frühboot eingetragen, das um 8:30 Uhr an der Tauchbasis abfährt. Treffpunkt für den Tauchgang war um 8:00 Uhr an der Basis, damit wir noch genügend Zeit hatten, unser Equipment zusammen zu stellen und das Briefing zu machen. Ich war natürlich ein bisschen aufgeregt, aber auch voller Vorfreude auf meinen ersten richtigen Tauchgang. Wir waren mit nur 4 Tauchern eine sehr kleine Gruppe. Außer mir war nur noch ein anderer Schüler dabei, außerdem ein erfahrener Taucher und unsere Tauchlehrerin Marina.
Nachdem wir alles vorbereitet hatten, fuhren wir mit dem Boot zum Tauchplatz Manchones etwa 20 Minuten von der Küste entfernt. Während der Fahrt bauten wir unser Equipment zusammen, das abschließend noch mal von Marina kontrolliert wurde. Danach hatten wir noch ein paar Minuten Zeit, uns zu entspannen und auf den Tauchgang einzustimmen.
Am Tauchplatz angekommen, sprangen wir sofort einer nach dem anderen ins Wasser. Nach dem abschließenden Check an der Oberfläche ging es zum 12 Meter tiefen Grund hinab. Ich schaffte den Abstieg ohne Probleme, obwohl ich mir vorher etwas Gedanken über meine Ohren gemacht hatte – der Druckausgleich ist nicht immer ganz einfach, wie ich dann bei meinem 3. Tauchgang auch erleben durfte. Da musste ich nach 8 Metern wieder aufsteigen, weil der Druck nicht weichen wollte. Beim 1. Tauchgang klappte aber alles problemlos.
Auf dem Grund angekommen, tarierten wir uns aus, was bei der kleinen Gruppe zum Glück recht schnell ging, und schwammen los, die Unterwasserwelt in Manchones zu erkunden. Mexiko war wirklich eine gute Wahl für die ersten Tauchgänge. Die Unterwasserwelt ist faszinierend. Das Wasser ist total klar und die Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist unglaublich. Da es früh am Morgen war war das Licht super, so dass wir einzigartige Eindrücke mitnehmen konnten.
Am nächsten Tag war meine nächste Pool-Session geplant. Da Marina und ich nur zu Zweit waren, haben wir direkt alle 4 restlichen Teile auf einmal gemacht. Ich lernte Skills wie Maske abnehmen, 1 Minute weiteratmen, Maske wieder aufsetzen und ausblasen. Außerdem lernte ich das Gefühl kennen, wenn die Flasche leer ist und ich plötzlich nicht mehr atmen kann. Zum Schluss musste ich noch 10 Minuten ohne Ausrüstung auf dem Wasser treiben. Damit war der Pool-Teil der Ausbildung abgeschlossen.
Bei den nächsten 3 Freiwasser-Tauchgängen musste ich die Skills aus dem Pool dann wiederholen und einige weitere Übungen machen, die im Pool nur schwer machbar sind. Dazu gehören der kontrollierte Notaufstieg, Navigieren mittels Kompass und die komplette Ausrüstung im Wasser ab- und wieder anlegen. Bei meinem vierten und letzten Tauchgang der Ausbildung musste ich dann das Tarieren noch mal ausführlich demonstrieren und die Maske noch mal abnehmen. Und dann hatte ich es geschafft! Ich hatte meinen PADI Open Water Diver in der Tasche!
Zur Belohnung für die ganze Mühe habe ich dann auch direkt einen Hai gesehen. Das war das tollste Erlebnis: schon während der Ausbildung einem Hai begegnen – das passiert nicht vielen Tauchschülern. Es war ein Ammenhai. Die sind zwar nicht besonders schön, aber dennoch faszinierend. Angst hatte ich dabei überhaupt nicht. Der Hai lag so friedlich am Grund des Meeres, dass er mir keinen Anlass zur Sorge gab.
Leider war das auch der letzte Tag meines Urlaubs in Mexiko. Deshalb konnte ich keinen weiteren Fun-Dive mit dem super Team von Dressel Divers machen. Aber für mich war klar: Ich muss so schnell wie möglich wieder abtauchen. Den Kopf frei machen. Mich nur auf mich und die fabelhafte Unterwasserwelt konzentrieren. Den letzten freien Ort auf dieser Welt im wahrsten Sinne in vollen Zügen genießen.